Gabriele genannt Gabi Schoenemann / pixelio.de
Dass das Stück verstörend ist, war dem Ensemble des Düsseldorfer Schauspielhauses bewusst.
Dass es heftige Reaktionen hervorrufen würde, war auch einkalkuliert.
Aber die Tumulte, die ein Teil des Publikums nach Aufführungen von Elfriede Jelineks "Rechnitz (Der Würgeengel)" veranstalteten, haben die Beteiligten dann doch überrascht.
Bei der Premiere und der zweiten Aufführung des Stückes am Wochenende reagierten Zuschauer mit heftigen Protesten vor allem auf die letzten Minuten der Aufführung.
Jelineks Werk handelt von dem so genannten "Massaker von Rechnitz" im österreichischen Burgenland: Kurz vor Ende des 2. Weltkrieges hatten die Gäste eines Festes auf dem Schloss von Baronin Margit von Battyány-Thyssen 180 ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter erschossen - sozusagen zum Nachtisch.
In der Schlussszene ihres Theaterstückes lässt Jelinek den "Kannibalen von Rotenburg" auftauchen und einen vier Minuten langen Dialog mit seinem Opfer halten.
Der damals 39 Jahre alte Armin Meiwes hatte am 10. März 2001 einen Ingenieur aus Berlin mit dessen Einverständnis entmannt, getötet und Teile der Leiche gegessen.
Die Meiwes-Szene, die bei der gefeierten Uraufführung von "Rechnitz" an den Münchner Kammerspielen vor zwei Jahren noch gestrichen worden war, provozierte in Düsseldorf nun den Zuschauereklat.
Scharenweise und lautstark protestierend verließen Zuschauer der beiden "Rechnitz"-Aufführungen den Saal. Ein älterer Schauspielhausbesucher bespuckte sogar die Abendspielleiterin aus Empörung.
Regisseur Hermann Schmidt-Rahner rechtfertigte am Dienstag in der "Rheinischen Post" seine Entscheidung, die Kannibalen-Szene zu zeigen.
Das Motiv des Kannibalismus durchziehe das ganze Stück, so Schmidt-Rahner.
"Wir Nachgeborenen haben uns einen Blick auf die NS-Zeit zurechtgelegt, der mehr oder weniger sagt, der Holocaust ist ein bürokratischer und verwaltungstechnischer Akt gewesen.
Und die Jelinek sagt, es ist ein dionysischer Rausch gewesen, in dessen Verlauf Menschen gegessen worden sind."
In diesem Sinne sei die grausame, verstörende Schlussszene des Stückes ein "Weckruf, der den Widerstand geradezu provozieren muss.
" Bei der Münchner Aufführung habe man "am Ende nett klatschen können", so Schmidt-Rahner.
Jelinek ermuntere die Regisseure ihrer Stücke dagegen dazu, die Grenzen der Zumutung auszuloten.
In Kritikerkreisen ist das Stück der Literaturnobelpreis-Trägerin unumstritten: Jelinek hatte für "Rechnitz" den Mülheimer Dramatikerpreis gewonnen, die Kritiker der Fachzeitschrift "Theater heute" kürten es zum Stück des Jahres 2009.
Das Düsseldorfer Schauspielhaus hat dennoch Konsequenzen gezogen: Vor jeder Vorstellung bietet es nun eine Einführung in das Stück an.
Nichtsdestotrotz hätten auch am Montagabend wieder rund 30 Zuschauer in der Pause das Theater verlassen, erklärte Schauspielhaus-Sprecherin Manuela Schürmann am Dienstag.
Die Zuschauerreaktionen auf der Homepage des Schauspielhauses reichen von "großartig" über "verstörend und verunsichernd" bis zu "aufreißerisch" und "brutal".
Ich möchte Dir gerne mal den Tipp geben, das diese Vollzitieren von Zeitungsartikeln mächtig Ärger geben kann..... Du riskierst teure Abmahnungen. Lieber ein paar Sätze zitieren und dann auf den Artikel verlinken.
AntwortenLöschenWie gesagt, nur ein nett gemeinter Rat. Das kann nämlich richtig teuer werden.
Danke für den Tipp, ich dachte, es reicht, wenn man die Quelle benennt...
AntwortenLöschenAber gut zu wissen!
was ist denn deine meinung zu dem stück???
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